Women in Cycling
Es gibt leider keine offiziellen Zahlen, aber ich würde schätzen, dass der Frauenanteil in der Fahrradbranche zwischen 15 bis 20 % liegt.
Viele Frauen in der Fahrradbranche, die in den letzten Jahrzehnten bereits dabei waren, sind oft in die jeweiligen Unternehmen hineingeboren und haben das Geschäft dann einfach übernommen. Man hat Frauen nicht unmittelbar gefördert in den letzten Jahrzehnten. Die Fahrradbranche ist eine recht kleine Branche und man kennt sich untereinander. Viele Jobs werden auch unter der Hand vergeben und man wechselt vielleicht von Fahrradunternehmen A zu Fahrradunternehmen B. Die Branche ist leider nicht so sehr offen für Input von außen. Vieles funktioniert über „Seilschaften“ oder so ein gewisses „Buddytum“. Die Frauen waren dabei aber immer recht isoliert.
2021 habe ich deswegen die Initiative „Women in Cycling“ mitbegründet. Ich dachte immer, dass sich die Frauen innerhalb der Fahrradszene untereinander kennen würden, aber viele tun das eben nicht. Wir haben dann eine „LinkedIn“-Gruppe gegründet, in der auf einmal über 1.000 Frauen aus Deutschland, Europa und der Welt angemeldet waren.
Zudem haben wir auch noch ein Expertinnen-Portal aufgemacht, in welchem sich bereits über 500 Frauen angemeldet haben. Teilweise sind diese Expertinnen auch bereit, auf Konferenzen oder Ähnliches zu sprechen.
Es ist nämlich sehr schwer, diese Sichtbarkeit darzustellen. Es arbeiten zwar Frauen in der Branche, aber auf den Veranstaltungen und den großen Messen sind meist nur die Geschäftsführer anzutreffen. Es gibt zudem auch noch eine große Differenz zwischen männlichen und weiblichen Geschäftsführenden.
Zudem ist die Motivation, in der Fahrradbranche zu arbeiten, oftmals eine andere. Männer betonen oft, wie gerne sie Fahrrad fahren und wie geil es auf dem MTB oder Rennrad ist. Für Frauen liegt die Motivation aber oft eher im gesellschaftlichen oder im praktischen Bereich. Und das kommt umso mehr zum Tragen, wenn man als Hersteller andere Zielgruppen erreichen möchte. Denn was ist einfacher, als die zukünftige Zielgruppe bereits im eigenen Haus zu haben und aus diesem Erfahrungs- und Wissensschatz schöpfen zu können?
Es ist einfach wichtig, unterschiedliche Perspektiven sowohl unternehmerisch wie auch persönlich einzunehmen. Z. B. sollte man nicht nur an die sportlichen Radfahrer:innen denken, sondern auch an die älteren, jüngeren oder auch kulturelle Unterschiede miteinbeziehen.